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Der Einfluss von Pop Art auf das Innendesign

What was the impact of pop art on interior design? When pop art emerged in the mid-1950s, it was a shock to the fine art world. It challenged the high ideals of that world by drawing on popular culture as a primary influence. The work of pop artists like Andy Warhol, Jasper Johns, Eduardo Palazzo and Roy Lichtenstein would feature common everyday objects and imagery from advertising, comic books and other trivial ephemera. That work emphasised irony over sincerity, mechanical reproduction (e.g., photography and silkscreen printing) over master techniques, and a re-imagining of context that would flip the art world on its head by presenting the mundane as the sublime (thus relegating the previously sublime to the mundane). By the mid-1960s, however, the influence of pop art was everywhere, including the interior designs of contemporary homes.



Der Einfluss von Pop Art auf das Innendesign

 

Welchen Einfluss hatte Pop Art auf das Innendesign? Als Pop Art Mitte der 1950er-Jahre zum ersten Mal in Erscheinung trat, war das ein Schock für die Kunstwelt. Denn Pop Art stellte die hohen Ideale der Kunstwelt in Frage und stellte die Populärkultur in den Mittelpunkt. In den Werken von Pop-Künstlern wie Andy Warhol, Jasper Johns, Eduardo Palazzo und Roy Lichtenstein finden sich alltägliche Gegenstände und Bilder aus der Werbung, aus Comics und anderen trivialen Ephemera. Pop-Art-Werke betonten nun die Ironie statt der Ernsthaftigkeit und setzten auf mechanische Reproduktion (z. B. Fotografie und Siebdruck) statt handwerkliche Technik. Pop Art stellte die Kunstwelt auf den Kopf, da sie das Alltägliche anstelle des Erhabenen darstellte (und so das zuvor Erhabene alltäglich machte). Mitte der 1960er Jahre wurde der Einfluss der Pop-Art-Kunst jedoch immer größer und allgegenwärtig, auch in der Innenausstattung zeitgenössischer Häuser.

Inhalt

Kitschige Innenarchitektur
Kaugummikultur und Fast Fashion
Bedeutete Pop Art das Ende der Kunst?

Kitschige Innenarchitektur

 

1950er-Jahre-Badezimmer-Kitsch (Old House Online)

 

Kitschiges Innendesign ist der Pop-Art-Kunst mindestens ein halbes Jahrhundert voraus, aber erst durch die Pop-Art-Kunst fand der Begriff Kitsch Einzug in die hohe Kunst.

Während früher alltägliche Gebrauchsgegenstände im Haushalt als Beispiel für schlechten Geschmack galten, bedeutete die Untergrabung der kulturellen Hierarchie durch die Pop-Art-Kunst, dass banale, massenproduzierte Möbel und Ornamente in der High Society einen höheren Stellenwert bekamen als die idealistischen Arbeiten von Handwerksmeistern, Tischlern und Kunsthandwerkern kollidierten.

Massenproduziertes Acryl und andere Kunststoffe lösten handgefertigte Hölzer und Metalle als Höhepunkt von Geschmack und Stil ab. Nicht zuletzt dank Andy Warhols berühmtestem Werk Campbell's Soup Cans (1962), hängten immer mehr Menschen Plakate und Poster statt hochwertige Originalgemälde an ihre Wände. Und auch die leuchtenden Primärfarben der Comics fanden ihren Weg auf Möbel, wo sie in wilder Verzweiflung mit dem Farbrad kollidierten.

 

Kaugummikultur und Fast Fashion


Modernes Badezimmer im Bauhaus-Design (design\milk)

 

Während die Pop-Art-Inneneinrichtung den geometrischen Formen und kühnen Farbschemata der Bauhaus-Bewegung viel zu verdanken hat, untergräbt die Pop-Art-Inneneinrichtung zugleich die hohen Ideale des Bauhauses, indem sie sie auf den Bereich des Sarkasmus und der reinen Ästhetik reduziert. Etwas zu besitzen, weil es aufgrund seiner Verbindung zur Massenkultur als Wegwerfartikel betrachtet werden konnte, war eine Art, dem guten Geschmack den Stinkefinger zu zeigen – was ironischerweise auch den Höhepunkt des zeitgenössischen Geschmacks darstellte.

Dies hat einen sehr entscheidenden Aspekt der Innenarchitektur erschüttert – die Preise. Wenn ehemals minderwertige Stile der Kulturproduktion nun als hochwertige Gegenstände gelten und ehemals hochwertiges Design nicht mehr als kulturell wertvoller angesehen wird als beispielsweise ein Sofa, das einfach nur wie ein Paar Lippen aussieht, wie sollte man dann noch zwischen hoher und niedriger Qualität unterscheiden? Wenn guter und schlechter Geschmack keine Rolle mehr spielen, könnte man dann nicht einfach Pop-Art-Kunst billig verkaufen?

Natürlich nutzte der Markt diese Gelegenheit, um am Pop-Art-Boom teilzuhaben. Unternehmen wie IKEA brachten ihre eigenen Versionen des Pop-Art-Stils heraus (ein Blick auf das Cover ihres Katalogs von 1967 genügt, um den Einfluss der Farben, Materialien und des Stils der Pop-Art-Kunst zu erkennen) und Einzelhändler füllten ihre Regale mit billigen, kitschigen Plastik-Aschenbechern, Telefonen und anderen Einrichtungsgegenständen, die zu diesem neuen Stil passten.

Modetrends wurden nun zu einer Massenproduktion, was aber auch dazu führte, dass Lifestyle als Konzept nicht länger nur für die oberen Gesellschaftsschichten verfügbar war. Dank der großen Verfügbarkeit von Pop-Art konnten nun alle aktuellen Trends folgen. Aus ästhetischer Sicht veränderte dies aber die Art und Weise, wie die gesamte Welt um uns herum aussieht – Pop Art ist nach wie vor in unserem Alltag präsent: Neon, Plastikschilder, bekannte Kultfiguren, die aus dem Kontext herausgelöst sind, usw. Dies hat aber wohl letztlich zu der heutigen Wegwerfkultur geführt, in der alles – in den Worten Andy Warhols – „für fünfzehn Minuten berühmt" sein kann, bevor es achtlos in die Ecke geschmissen wird, weil es sowieso nicht viel gekostet hat.

Wie hat es hochwertiges Design also geschafft, seinen kulturellen und finanziellen Wert zu bewahren?

 

Bedeutete Pop Art das Ende der Kunst?

Worauf es wirklich ankam – und auch heute noch ankommt – waren die Designer selbst, die hochgelobten Namen hinter den Pop-Art-Künsten.

Das bereits erwähnte Lips- oder Bocca-Sofa, das 1970 von Studio65 entworfen wurde, entstand zum Beispiel auf Wunsch des Inhabers einer Mailänder Schönheitssalon-Kette. Obwohl es rein kultig gestaltet ist (d. h. es gibt keine tiefere Bedeutung dahinter – es sind einfach nur ein Paar Lippen) und das Potenzial hätte, im Reich der Kitsch-Ephemera zu verschwinden, wurde es dennoch von der weltweiten Presse gefeiert und gewann so an Wert.

Das Gleiche gilt für George Nelsons bizarr verspieltes Marshmallow-Sofa (1956) oder – noch umstrittener – für die Serie erotischer Möbel Hatstand, Table  and Chair des britischen Popkünstlers Allen Jones, die den Einfluss auf die stark von Popmusik geprägte Inneneinrichtung von Stanley Kubricks A Clockwork Orange hatte. Pop-Art-Kunst erhält also dennoch ihren künstlerischen Wert im alten Sinne – sowohl kulturell als auch finanziell –, weil sie das Werk von Künstlern ist.

Also, nein. Die Pop-Art-Kunst hat nicht das Ende der Kunst selbst eingeläutet. Sie hat einfach das Regelwerk zerrissen und uns gezwungen, das, was wir früher vielleicht als krass, hässlich oder bedeutungslos angesehen haben, auf eine neue Art und Weise zu betrachten. Und die neue Betrachtungsweise ließ uns auch hier Freude, Schönheit und tiefgehende Erfahrungen erkennen. Es lebe der Pop.

 

Das Hauptbild stammt von DecorATW.com